Kommt in den USA eine Rezession?
In letzter Zeit haben verschiedene wirtschaftliche Indikatoren und Expertenprognosen darauf hingewiesen, dass die USA möglicherweise vor einer Rezession stehen. Die Anzeichen und Meinungen dazu sind jedoch unterschiedlich. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Faktoren und Meinungen zur Frage, ob in den USA eine Rezession bevorsteht.
Wirtschaftliche Indikatoren
1. Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote in den USA ist im Juli auf 4,3 % gestiegen, verglichen mit 4,1 % im Vormonat. Dieser Anstieg hat den sogenannten Sahm-Indikator auf ein alarmierendes Niveau gebracht. Alle Rezessionen in der größten Volkswirtschaft der Welt seit den 1970er Jahren wurden von einem solchen Anstieg der Arbeitslosenquote begleitet.
- Erhöhte Arbeitslosigkeit: Im Juli stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um nur 114.000, während Ökonomen, die von Bloomberg befragt wurden, im Durchschnitt einen Anstieg um 175.000 erwartet hatten. Das Bureau of Labor Statistics (BLS) hat zudem die Beschäftigungszuwächse der vorherigen Monate um insgesamt 29.000 nach unten korrigiert.
Monat | Beschäftigungszuwachs (in Tsd.) | Erwarteter Zuwachs (in Tsd.) |
---|---|---|
Juni | 143 | 172 |
Juli | 114 | 175 |
Sahm-Regel als Rezessionsindikator
Die Sahm-Regel besagt, dass eine Rezession bevorsteht, wenn die durchschnittliche Arbeitslosenquote in einem Zeitraum von drei Monaten mindestens 0,5 Prozentpunkte über dem Minimum des Vorjahres liegt. Diese Regel, benannt nach der Ökonomin Claudia Sahm, hat sich seit den 1970er Jahren als zuverlässig erwiesen und nie einen falschen Alarm gegeben.
- Aktuelle Situation: Seit Jahresbeginn steigt die Arbeitslosenquote stetig an und erreichte im Juli 4,3 %, das höchste Niveau seit Oktober 2021. Im Juni lag sie noch bei 4,1 %.
Erwartungen der Federal Reserve
Die aktuellen Arbeitsmarktdaten könnten die Federal Reserve (Fed) dazu veranlassen, die Zinssätze bei ihrer nächsten Sitzung im September zu senken. Dies wird bereits seit einiger Zeit auf den Finanzmärkten erwartet, wobei ursprünglich eine vorsichtige Senkung um 0,25 Prozentpunkte angenommen wurde. Jetzt gibt es jedoch wachsende Erwartungen an eine entschiedenere Senkung um 0,50 Prozentpunkte.
- Meinungen der Experten: Ian Shepherdson, Chefökonom bei Pantheon Macroeconomics, kommentierte, dass die schwachen Arbeitsmarktdaten die Fed dazu zwingen könnten, die Zinssätze stärker zu senken, als ursprünglich erwartet.
Gegenstimmen zur Sahm-Regel
Nicht alle Ökonomen glauben, dass die Konjunktur in den USA so stark abkühlt, wie es die Sahm-Regel suggeriert. Claudia Sahm selbst hat in einem früheren Interview gesagt, dass die Regel möglicherweise in den aktuellen Umständen versagen könnte, da die Wirtschaft seit der COVID-19-Pandemie Veränderungen durchmacht, die schwer vorherzusagen sind.
- Einschätzung von Parker Ross: Parker Ross, Chefökonom bei Arch Capital Group, wies darauf hin, dass der Anstieg der Arbeitslosenquote im Juli teilweise auf vorübergehende Entlassungen aufgrund des Hurrikans Beryl und ungewöhnlich frühe Schließungen von Autofabriken in Michigan zurückzuführen sei. Sollte die Arbeitslosenquote wieder sinken, könnte die US-Wirtschaft ein sogenanntes weiches Landen erleben, bei dem die Inflation gedämpft wird, ohne eine Rezession auszulösen.
Fazit
Ob die USA tatsächlich in eine Rezession eintreten, bleibt unklar. Die Indikatoren sind gemischt, und während einige Experten eine Abschwächung der Wirtschaft erwarten, sehen andere die US-Wirtschaft als widerstandsfähig an. Wichtige Faktoren wie die Reaktion der Federal Reserve, internationale wirtschaftliche Entwicklungen und interne Marktbedingungen werden letztendlich bestimmen, ob die USA eine Rezession erleben werden.
Diese Analyse zeigt, dass sowohl Verbraucher als auch Unternehmen wachsam bleiben und sich auf mögliche wirtschaftliche Veränderungen vorbereiten sollten, um flexibel reagieren zu können.